Montag, 30. März 2009
Am ersten Tag in der Uni habe ich einen Kwansei Gakuin Pulli gegen die Kälte gekauft und viele Leute aus der ganzen Welt getroffen.

Die anderen Austauschstudenten sind sehr nett und kommen von überall her: Korea, Singapur, China, Amerika, England und und und. Heute war ich die einzige Deutsche. Nächste Woche wird noch ein anderes deutsches Mädchen da sein. Es gibt ein ganzes Nest von Oxford Studenten. Sie studieren alle Japanisch und gehen an die gleiche Uni. Die Sprachlevel sind sehr unterschiedlich. Manche sprechen gut japanisch, und andere (z.B. Ich :-) müssen noch viel lernen. Der Test war sau schwer, bin nur bis zur Frage acht gekommen. Aber mai, es gibt sechs Sprachlevel, alle werden mit demselben Text geprüft. Also kein Stress.

Nach Grammatik, Kanji, Hörverstehen und Interview gab es endlich Mittagessen. Dann haben wir uns mit den japanischen Partnern getroffen und eine Campus Tour gemacht. Die Uni ist wunderschön. War gezwungen Japanisch zu sprechen, mit die Hände und die Füße sozusagen. War ganz ok, hab ein bisschen von mir erzählt, dass kann ich ja wenigstens. Die zwei Mädels haben mich nach Hause begleitet und unterwegs ein dreimonatiges Zugticket für mich gekauft.




Sonntag, 29. März 2009
Diesen Sonntag war ich mit meiner Gastmutter in Kyoto. Für mich ist das eine goldene Stadt.

Rokuon-Ji: der goldene Tempel

Als erstes haben wir den Tempel Rokuon-Ji besichtigt. Leider haben wir es auf die Japanische Art gemacht, oder meine Gastmutter war einfach so in Eile, auf jeden Fall sind wir viel zu schnell durch die Sehenswürdigkeiten gegangen. Ich hätte den Tempel ewig genießen können. Er ist tatsächlich golden und liegt in einem See. Der See ist von großen Steinen und Bäumen umrahmt. Im Wasser liegen kleine Inseln aus Stein, die wie Schildkröten die Wasseroberfläche durchbrechen. Zwischen den Bäumen und in den Parkanlagen wächst überall Moos. Es war unglaublich friedlich. Der Ort hat einen wahrhaft magischen Zauber. Er wirkt ruhig, gelassen, völlig harmonisch. Und das, obwohl tausende (Schätzung :-) von Touristen an den Ufern unterwegs sind. Sie lärmen, und fotografieren, aber den Tempel beeinträchtigt das nicht.

Der goldene Tempel in Kyoto

Kinkaku desu.

Ryoan-Ji: Tempel mit Zen Garten

Der nächste Halt war der Ryoan Tempel. Wir mussten unsere Schuhe ausziehen und haben Schlappen bekommen. Der Tempel hat eine wunderschöne Gartenanlage. Die Mischung aus großen Steinen, bewegtem Wasser und verschiedenen Bäumen strahlt auch hier eine große Ruhe und Weisheit aus. Im Zen Garten wird dieses Motiv aufgenommen. Große Steine bilden Inseln in einem See aus Kies. Der Kies sind so gelegt, dass er Wellen imitieren, die sich an den Steinen brechen.

Park im Ryoanji



Nijo Castle: Unesco Weltkulturerbe

Nijo Castle ist eine sehr große Anlage, mit Burg, Wehrturm, See und Gärten. Hier konnte ich verstehen, dass wir so schnell durchgelaufen sind. Strumpfsockig ist es sau-kalt an den Füßen. Trotzdem wäre ich gerne länger geblieben um die schönen Malereien zu bestaunen. Jeder Raum ist innen bemalt. Die Grundierung ist sanft golden, darauf sind Bäume und Tiere gemalt. Die Gänge sind außen um die Zimmer angeordnet, das Licht scheint durch dünne Papierbespannungen nach drinnen. Leider durfte man die Malereien nicht Fotografieren. Der Fußboden erzeugt beim Laufen das Zwitschern von Vögeln. Und die Dielen zwitschern wirklich und quietschen nicht. Das war eine Vorsichtsmaßnahme gegen Feinde, keiner konnte sich anschleichen ohne zu Zirpen. Ich möchte auf jeden Fall noch mal hin. Diesmal langsamer und mit zwei Paar dicken Socken.

Eingang zum "Carstle"

Nijo Carstle




Samstag, 28. März 2009
Heute war ein wichtiger Tag. Ich habe meine Gastfamilie kennen gelernt und bin in mein Zimmer eingezogen.

Im Sushi Restaurant

Nach einem Frühstück in einer Japanischen Bäckerei, ich habe etwas sehr Süßes und ein Croissant gegessen, bin ich mit dem Shuttle Bus zurück zum Flughafen gefahren. Dort habe ich ganz souverän ein Ticket gelöst, hab es mir ja am Vortag zeigen lassen. Die Busfahrt zu meiner Familie dauert ungefähr eine Stunde von Osaka aus. Die letzten Minuten war ich nervös und sehr gespannt auf meine Familie. Als ich ausgestiegen bin, wollte ich mich gerade umschauen, da hat mich meine Gastmutter schon entdeckt. Sie hat mich sofort erkannt und war sehr nett. Kuniko-san spricht gut englisch, wir haben uns über alles mögliche unterhalten.

Auf der Fahrt zu ihrem Haus sind wir an meiner Uni vorbeigefahren und waren Sushi essen. Sushi ist hier sehr lecker und echt ein Erlebnis. Im Restaurant sind abgetrennte Tische und am jedem fährt ein Fließband vorbei. Darauf sind kleine Teller mit verschiedenen Sushi-Arten. Man kann sich einfach herunter nehmen, was man möchte. Neben dem Band ist ein Hahn mit heißem Wasser, zum Tee zubereiten. Die leeren Teller schiebt man in eine Klappe. Wenn man fünf Teller abgegeben hat, bekommt man ein kleines Plastik Spielzeug.

Zuhause

Nach dem Essen sind wir zum Haus gefahren. Es ist sehr groß und schön, hat einen Balkon und einen kleinen Vorgarten. Ich glaube die Siedlung hier ist sehr ruhig. Mein Zimmer ist nett, Gott sein Dank passe ich ohne Probleme in das Bett und kann mich auch umdrehen und die Zehen strecken. (Es gab da im Vorfeld Zweifel, ob ich in ein japanisches Bett passe) Leider ist es am Abend sehr, sehr kalt. Zumindest für mich. Meine Gastfamilie ist ganz normal angezogen. Ich sitze mit Jacke und Schal in meinem Zimmer und schreibe diesen Eintrag. Als erstes muss ich einen dicken Pulli kaufen. Habe leider nicht genügend dicke Sachen dabei. Wusste nicht, dass es am Abend so kalt wird. Brrr.

War zwar heute mit meiner Gastmutter einkaufen, aber mir ist nichts Warmes über den Weg gelaufen. Dafür habe ich ein Handy erstanden, dass ich ausversehen in zwei Raten zahle. Kostet zwar nur 50 Euro, ich hab aber nicht genau verstanden was sie mich gefragt haben. Ich hab gesagt ich zahle einmal, und jetzt wird anscheinend die Hälfte des Geldes diesen Monat und die andere Hälfte nächsten Monat abgebucht. Naja, halb so wild.

Von der Familie waren meine zwei Gastschwestern und der Bruder zu Hause. Der Vater hat lange gearbeitet und ist erst spät heimgekommen. Ich glaube meine Geschenke haben Ihnen gefallen. Auf jeden Fall haben sie die Haribos und die Pralinen schon gegessen. Die Mädchen haben noch Schlüsselanhänger von Diddle bekommen. Für die Männer hatte ich Bier dabei.

Der Hund Happy ging leider leer aus. Naja, nicht ganz. Kuniko hat mir gesagt, ich muss die Tür vom Zimmer zumachen wenn etwas zu essen herumliegt. Er frisst es sonst. Ich wusste nicht, dass das auch für Rucksäcke gilt. Als ich vom Einkaufen zurückgekommen bin, war der Rest meiner süßen Semmel weg. Aus dem Rucksack und aus der Plastiktüte entwendet. Die Tüte lag total angesabbert auf dem Boden. Ich hab sie heimlich im Müll entsorgt. Ansonsten ist Happy ein sehr netter Hund und lässt sich streicheln.




Freitag, 27. März 2009
Mein erster Tag in Japan ist fast vorbei. Fazit: alles prima! Es ist halb zehn Uhr abends und ich geh heute früh schlafen.

Der Flug

Die erste Hürde ist geschafft: ich bin gut angekommen. Der Flug war lang, aber es ging. Ich bin Donnerstagmorgen von München nach Paris geflogen. Dort hab ich meine Französischkenntnisse reaktiviert. Konnte tatsächlich noch ein paar Brocken und hab zum richtigen Gate gefunden. Der Anschlussflug ging direkt von Paris nach Osaka. Im Flugzeug habe ich mal wieder sofort nach dem Start geschlafen. Ansonsten hab ich gelesen, gegessen und Australia mit Nicole Kideman geguckt. Alles in allem, ganz O.K. Der Flug und der Film.

Meine Nachbarin war eine sehr nette Japanerin. Ich hab an ihr sofort meine japanischen Lieblingswörter ausprobiert: Guten Tag, ich bin Student, vielen Dank. Nach der Ladung bin ich einfach der Herde nachgelaufen, hab die Passkontrolle (mit Foto und Fingerabdrücken) über mich ergehen lassen und meinen Koffer gefunden.

Im Hotel

Der Weg ins Hotel war auch einfacher als gedacht. Es stehen überall jede Menge freundliche Herren herum. Ich konnte gar nicht in Ruhe schauen, bis mir einer Hilfe angeboten hat. (Dabei hatte ich die Haltestelle für den Shuttle Bus schon gefunden) Mein bröckeliges Japanisch erzeugt die verschiedensten Reaktionen. Auf jeden Fall sind alle sehr, sehr freundlich wenn ich versuche Japanisch zu sprechen. (In einfachen Fällen ist das effektiver als Englisch). Die einen reißen ein wenig erschrocken die Augen auf, Überraschung pur. Die anderen reagieren ganz selbstverständlich. Der Busfahrer hat gelacht. Ich hoffe, mein Japanisch ist nicht zum Lachen. Vielleicht habe ich einen drolligen Akzent? Schwäbisch- Bayrisch? Das Hotel ist schön und groß. Ich musste ein bisschen warten bis das Zimmer frei war.

Dann hab ich verzweifelt versucht das Hoteleigene WLAN zu aktivieren. Es weigert sich standhaft. Scheiße. Wollte mich dringend bei meiner Familie melden. Hab im Hotel aber Internet Plätze entdeckt und mutig 100 Yen eingeworfen. Mutig deshalb, weil die Tastatur japanisch und englisch war und ich mir dacht, die ist sicher auf japanisch gestellt und ich kann sie nicht umschalten. Hatte aber Glück, war englisch. Ich konnte eine Mail an meinen Freund schicken, dann kam was kommen musste. Plötzlich war alles Japanisch.

Osaka von oben

Osaka vom 36 Stock aus

Erster Erkundungsgang: hallo Bodyshop

Nach Schlafen und Duschen war mein erster Erkundungsgang in Osaka fällig. Direkt vor dem Hotel beginnt eine Art Fußgängerzone. Also die Straße mit den Autos ist unten und darüber sind Fußgängerwege. Auf der anderen Seite bin ich direkt in die japanisch City-Galerie gestolpert. Das ist sehr amerikanisch. Wie Outlet- Shopping, überall Geschäfte und Plätze die durch Gehwege verbunden sind. Sehr praktisch. Kann man kaum verloren gehen. Und lauter alte Bekannte, The Body Shop, Gap, sogar Tefal mit den Pfannen. Kaum war ich aus dem Hotel raus, war ich plötzlich der einzige bleiche, kuhäugige Mensch weit und breit.

Hab mir was zu Essen bestellt, Nudeln mit Gemüse. Sehr lecker, aber ungeschickt gewählt. Nudeln sind mit Stäbchen eine Herausforderung. Anschließend hab ich einen sehr leckeren Crepes gegessen, mit Banane, weil das das einzige war, was ich sagen konnte. Um mich rum waren lauter kleine Japanische Kinder, Mütter und Babys. Muss so eine Art Spielanlage für Kinder gewesen sein. Ich sag nur Jimmys Funpark in Dasing. Die Kinder sind sooo süß und unglaublich niedlich. Zum Abschluss bin ich Riesenrad gefahren und hab mir Osaka bei Nacht angeschaut.




Dienstag, 24. März 2009
… ungefähr. So grob weiß ich, wie das Auslandssemester ablaufen wird. Ich lebe in einer japanischen Gastfamilie und studiere an die Kwansei Gakuin University. Alles andere werden wir sehen.

Die Gastfamilie

Zuerst komme ich am 27. März nach unzähligen Stunden Flug in Osaka an. Der Flieger landet gegen halb Zehn. Dann muss ich den Shuttle Bus zu meinem Hotel suchen. Das Uni-Programm geht nämlich erst am Samstag los und den einen Tag überbrücke ich in Osaka. Was ich in Osaka mache hängt vom Jet Lag und meinen Japanisch Kenntnissen ab. Am Samstag muss ich schon wieder einen Bus suchen, diesmal zur Nishinomiya Kitaguchi Station. Dort holt mich meine Gastfamilie ab. Die Familie scheint sehr nett zu sein, mit der Gastmutter hab ich schon gemailt. Ich bin dort das 10. Austauschkind, sie sind also auf alles vorbereitet. Neben der Gastmutter gibt es einen Gastvater, einen Gastbruder und drei Schwestern. Pu! So viele Geschwister hatte ich noch nie. Ich denke, es ist aber nur die Jüngste zu Hause, die anderen Drei studieren auswärts.

An der Kwansei Gakuin University

An der japanischen Uni belege ich ein festes Programm. Es gibt 100 Gaststudenten aus aller Welt. Neben mir studiert noch ein anderes deutsches Mädchen dort, ansonsten querbeet Asien, Europa, Amerika. Bin schon gespannt auf so viele unterschiedliche Leute. Als Kurse habe ich auf jeden Fall dreimal die Woche Japanisch Unterricht. Hören, Lesen, Verstehen. Zusätzlich belege ich Kulturkurse. Da geht es um verschiedene Aspekte von Japan. Man kann Kunst, Geschichte, Geografie, Politische Beziehungen usw. belegen. Die Vorlesungen sind Gott sein Dank auf englisch.