Dienstag, 14. April 2009
Es regnet, es regnet. Japan erinnert mich immer mehr an Deutschland. Heute war der Himmel grau und wolkig, es ist etwas kühl und hat den ganzen Tag geregnet. Die Japaner betrachten selbst in bisschen Regen als feindlich und spannen beim kleinsten Tropfen den Schirm auf.

Der Fluss der in der Nähe der Uni verläuft war heute sehr hübsch anzusehen. Das Flussbett ist sehr breit und liegt etwas tiefer neben der Straße. Sonst gehen die Leute dort unten mit ihren Hunden spazieren. Heute hab ich verstanden, warum die Schneise so breit ist. Wie es ein bisschen regnet, saust das Wasser bergab. Innerhalb der Anlage bilden sich mehrere kleine Bächchen. Sie fließen durchs Gras und über Steine, vereinigen sich und stürzen kleine Wasserfälle hinab. Der Kontrast zwischen dem saftigen Gras am Ufer und dem klaren Wasser ist schön. Ich denke, so haben die Flüsschen früher in Deutschland auch ausgesehen.

Der Hund meiner Gastfamilie musste heute ein Regencape tragen. Das war so niedlich, aber er hat mir trotzdem Leid getan. Er mag das Cape nämlich nicht. Kann ich verstehen, aber ist wirklich zu süß. Mit Regenschirmen und grünen Fröschen bedruckt. Die Beide kommen vorne durch, unter dem Hundebauch ist ein Reißverschluss. Es hat sogar eine kleine Kapuze.

Ansonsten war heute nicht viel los. Bin in die Uni und in meine Kurse, dann war ich shoppen und jetzt stehen Hausaufgaben an. Leider treffe ich die anderen Studenten nicht so regelmäßig, da wir alle verschiedne Kurse haben.




Montag, 13. April 2009
Den Samstag war ich ziemlich faul. Hab ausgeschlafen, mit meiner Familie gefrühstückt und dann gemütlich gelesen. Am Abend haben wir uns zu fünft in einer japanischen Bar getroffen. Die Bar ist durch Schiebetüren in verschiedene Innenräume aufgeteilt. In jedem Raum stehen fünf oder sechs niedrige Tische mit Sitzkissen außen herum. Im Vorraum zieht sich jeder Gast die Schuhe aus. Ich bin sehr froh, dass ich nur gute Socken mit hergebracht hab.

Ostersonntag bin ich morgens in die Messe gegangen. Zwei Freundinnen haben mich begleitet. In der Nähe gibt es tatsächlich eine katholische Gemeinde. Die kleine Kirche war sehr voll. Bis auf den Pfarrer, den Kaplan und einen Ehemann waren wir die einzigen „Nicht-Japaner“. Wir sind sehr freundlich begrüßt worden und man hat uns sofort mit mehreren Gesangs- und Gebetsbüchern ausgestattet. Alle selbstverständlich in Japanisch. Auch die Messe, die Lieder und die Predigt waren Japanisch. Ich konnte nichts verstehen, aber ich weiß ja worum es geht. Der Ablauf war sehr ähnlich wie daheim. Ich fand es faszinierend diese Gemeinde zu besuchen. Auch wenn sie am anderen Ende der Welt leben, sind diese Menschen Christen wie ich. Das ist schon etwas Besonderes und ich bin froh dort gewesen zu sein.

Vor dem Mittagessen hat mir meine Gastmutter geholfen, eine Fähre zu buchen. Ich fahre in der „Golden Week“ nach Fukuoka. Das wird sicher prima. Wir sind wahrscheinlich zu Acht oder Neunt. Vier Mädchen, fünf Jungs. Ich freu mich schon unglaublich. Am Nachmittag sind meine Gastmutter und ich Wandern gegangen. Obwohl sie eine sehr zierliche Person ist, hat sie ein ganz schönes Tempo drauf. Ähnlich wie bei der Besichtigungstour. Wir sind eine ganz geheime und verbotene Tour gegangen. Der Weg ist eigentlich eine stillgelegte Eisenbahnstrecke. Es geht sehr schön einen Fluss entlang. Links und Rechts gehen die Felsen steil bergauf. Ich hab mich gefühlt wie in der Partnachklamm. Der schäumende Bach, die bewaldeten Berge ringsherum. Extrem waren die Tunnel. Der Pfad führt direkt durch die Berge. Es ist stockdunkel und schön gruselig. Wir hatten Taschenlampen dabei und die waren auch echt nötig. Beeindruckend war die alte Eisenbahnbrücke. Total verrostet spannt sie sich über den Fluss. Das hat mich an James Bond erinnert. Die Schienen, das Geländer, die zerbröckelten Bohlen und rostigen Geländer. Konnte mir eine passende Aktion-Szene ausmalen.




Samstag, 11. April 2009
Freitagmorgen musste ich erstmal was für die Uni tun. Bin meine Japanisch Unterlagen durchgegangen. War auch gut so, es gibt nämlich am Anfang jeder Stunde einen Test. Schluck. Mit Diktat in Hiragana und Katakana. Ich hasse Diktate. Seit der Grundschule, schon immer. Und ein japanisches Diktat macht die Sache nicht gerade besser. Aber ich will nicht viel über die Uni oder meine Hausaufgaben schreiben.

Abends bin ich zu meiner ersten Kirschblütenparty gegangen. Wir haben uns um Sieben in Nischikita getroffen, das ist der hiesige Kö. Nach einem Einkauf im Supermarkt, ich habe zum Testtrinken drei japanische Bier unterschiedlicher Marken erstanden, ging es eine Haltestelle weiter. Wieder ein kleiner Fluss gesäumt von Kirschbäumen. Umringt von Tausenden von Japanern. Sie breiten unter den Bäumen Decken aus, ziehen (natürlich) die Schuhe aus und essen und trinken dort. Es ist eine einzige große Party. Es waren vor allem junge Leute da.




An meinem freien Donnerstag bin ich nach Kyoto gefahren. Ich wollte einige Tempel besichtigen und die Kirschblüten genießen.

Ginkakuji

Mein erster Halt war der Ginkauji, der Silber Tempel. Leider wurde das Tempelgebäude gerade renoviert, aber die Gartenanlage war sehr schön. Die Anlage liegt am Fuß der Hügel und der Weg führt ein Stück aufwärts in die Berge. Auf der rechten Seite ist der Tempel, vor ihm liegt ein kleiner See. Links stehen mehrere Teehäuser und andere Gebäude. Das Gelände dazwischen ist von kleinen Bächen und Brücken durchzogen. Überall gibt es verschiedene Pflanzen und es wird mit der Zen-Kunst gearbeitet. Feiner, weißer Sand ist kunstvoll modelliert. Hinter dem Einganstor steht ein großer, perfekt geformter Kegel aus Sand. Daneben ist eine erhöhte Ebene geformt, auf der entstandenen Fläche sind Muster eingearbeitet. Ein Teil der Sandes ist glatt, der andere ist aufgeworfen, so entsteht ein hell, dunkel Effekt.

Durch ein kleines Wäldchen geht es ziemlich steil Bergauf. Auch hier sind natürlich Kirschbäume zu finden. Der Wind weht die Blütenblätter in kleinen Schauern umher. Sie rieseln, schweben oder tanzen zu Boden. Wie kleine weiche Schneeflocken. Am höchsten Punkt des Weges hatte ich eine gute Übersicht über den Tempel unter mir. Ich hab ein japanisches Pärchen fotografiert, dafür haben sie mich fotografiert. Die Frau trug unglaublich hohe Absätze und das bei den Stufen. Japanische Mädchen tragen überhaupt gern hohe Schuhe. Ich weiß nicht, wie sie das aushalten.



Philosophisch unterwegs

Nach dem Tempelbesuch bin ich den Weg der Philosophie entlang gegangen. Diese Straße ist in der Sakura Zeit besonders schön. Ein kleiner Kanal ist rechts und links von Kirschbäumen gesäumt. Der Weg führt am Fluss entlang, unter den Bäumen hindurch. Überall sind weiße und rose Blüten in allen Formen. Manche sind leicht rosa, manche strahlend weiß, andere wiederum sind fast pink. Die Baumkronen haben sich schön gegen die dunklen Stämme ab. Über den Fluss spannen sich kleine Brücken. Im Wasser schwimmen tausende Blütenblätter flussabwärts. Ich bin den ganzen Weg bis zum nächsten Tempel gegangen. Gut, dass ich einen soliden Wanderrucksack dabei hatte. Ich hab nämlich eine ganz schöne Strecke zurückgelegt. Auf dem Heimweh musste ich dann mit vielen Pendlern im Zug stehen. Meine Füße tun heute noch weh. Das war es aber wert.





Nanzenji und Heian Schrein

Am Ende der philosophischen Straße liegt der Nanzenji Tempel. Er sieht aus wie ein sehr großes Holztor mit drei bogenförmigen Durchgängen. Ich bin vorsichtshalber mal durchgestiegen, das bringt sicher Glück. In Japan bringen viele Sachen Glück. Dann hab ich mich auf die Stufen vom Tempel gesetzt. Es gibt eindeutig zu wenige Parkbänke in Japan. Sie haben wunderschöne Parks, aber fast keine Bänke. Dann musste ich unbedingt was essen. Vor lauter Kirschblüten bin ich erst um halb vier zum Mittagessen gekommen.



Nach einer kurzen Pause bin ich zum Heian Schrein gegangen. Auch dieser Weg ist traumhaft. Der Kanal ist diesmal größer, fast ein kleiner Fluss. Rechts und Links beugen sich die Bäume über den Fluss. Eigentlich wollte ich eine kleine Bootstour machen, aber die sind nur einmal hoch und zurückgefahren und es standen viele Leute an. Da bin ich lieber spazieren gegangen. (Zu dem Zeitpunkt waren meine Füße noch munter.) Nach einer kurzen Zeit kommt rechts ein riesiges, rotes Tor. Es markiert den Eingang zum Heian Schrein. Den Schrein hab ich mir nur von außen angesehen. Es war schon spät und ich wollte lieber heim.





Donnerstag, 9. April 2009
Ich war den ganzen Tag in Kyoto! Es war wunderbar. Und das Beste: ich hab ganz allein hin und zurück gefunden. Na gut, meine Gastmutter hat mit mir am Abend zuvor den Weg besprochen und mir die richtigen Haltestellen aufgeschrieben. In Kanji und in richtigen Buchstaben. Bin fast reibungslos hin und hergekommen. War von halb neun morgens bis abends um acht unterwegs. Es dauert doch seine Zeit, mit dem ganzen umsteigen. Aber Kyoto ist es wert. Morgen lad ich Bilder hoch, heute geh ich lieber ins Bett. Bin K.O., aber um zwei Dinge weiser: 1. japanische Zugtüren haben keine Lichtschranke. 2. Wenn der Fuß feststeckt, hilft nur fest ziehen.

Meine Reisepläne für die „Golden Week“ werden übrigens konkreter. Das habe ich sehr geschickt angestellt. Ich wollte nach Fukuoka und hab rumgefragt, wer alles mitkommen möchte. Im Endeffekt, hat es jetzt der Alex organisiert, aber das ist mir mehr als recht. Ich hab nur ausgebuchte oder teure Sachen gefunden. Ich hoffe, wir machen die Route morgen fest.




Dienstag, 7. April 2009
Hab die ersten beiden Schultage hinter mich gebracht. Montag ging es ganz relaxt um drei Uhr los. Vorher hab ich mich intensiv über Japan kundig gemacht. Hatte Zuhause gar keine Zeit dazu. Jetzt bin ich (ein bisschen) schlauer, dank dem Internet und meinem Reiseführer. Es gibt sehr viele Orte wo ich gerne hin möchte. Hab mir überlegt wie, wann und mit wem ich das am günstigsten anpack. Bin halt ein alter Planer. Diesen Donnerstag fahr ich erst mal nach Kyoto, dann sehen wir weiter. Wenn ich allerdings Anfang Mai was unternehmen will, muss ich mich schicken. Da ist „Golden Week“ in Japan und alle Japaner genießen die Ferien, verstopfen die Straßen, Züge und Hotels. Also schnell buchen oder zu Hause bleiben. Hab einigen Leuten vorgeschlagen nach Fukuoka zu fahren, das ist im Süden. Hat sich aber nichts Konkretes ergeben. Mal sehen.

Nach dem Unterricht bin ich mit drei anderen Mädels shoppen gegangen. Haben unspektakuläres Uni-Zeug gekauft. Hefte, Stifte und Ordner. Nach einem Eis ging’s nach Hause zum Abendessen. Der erste Japanisch Unterricht war ganz ok, wie erwartet muss ich ziemlich viel tun. Vokabeln lernen, Grammatik verstehen, mich in Japanisch unterhalten. Jeden Mittwoch ist Kanji Klasse, da geht es 90 Minuten um Schriftzeichen. Der Geschichtskurs ist saumäßig schwer, vor allem da ich bei Japanischer Geschichte völlig im Dunkeln tappe. Die anderen Austauschstudenten haben teilweise den Schwerpunkt Japanisch daheim, also sind sie mit den Epochen und gröbsten Sachverhalten vertraut. Dazu kommt, dass das Buch natürlich in schönstem Englisch ist. Ich muss mich durch 14 Kapitel, insgesamt 200 Seiten, quälen. Nur für diesen Kurs! Fürchte, ich muss das Ganze Zeug in Google auf Deutsch nachlesen. Immerhin kann ich jetzt schon fühlen wie mein Englisch besser wird. (oder ich bilde es mir zumindest fest ein)

Am späten Nachmittag war die Einführung in das Fitness Center. Hab ein Mädchen mit einem böse verstauchten Knöchel gesehen und einem mega Eispack drauf. Vielleicht gibt es ja doch eine Handballmannschaft. Bin in zwischen nicht mehr sicher ob ich zum Handball spielen komme. Das Uni Zeug stellt sich als sehr intensiv heraus. Außerdem muss ich ja fleißig die deutsche Nation im Ausland, sprich England, Amerika und Japan, vertreten.