Dienstag, 30. Juni 2009
Die Regenzeit hat mich doch noch eingeholt. Bis jetzt war das Wetter ganz OK. Ab und zu ein bisschen Regen, aber zwischendurch viele schöne, sonnige Tage. Diese Woche komme ich aber voll in den Genuss der Regenzeit. Es gießt in Strömen und hört dann ebenso abrupt auf, nur damit sich zwei Stunden später wieder alle Schleusen öffnen. Vorzugsweise wenn ich auf dem Weg von der Uni zum Zug bin. Ich war selten so nass. Wenn es nicht gerade regnet, ist die Luft feucht und schwül. Mir steht ständig das Wasser auf der Stirn. Ich denke nicht, dass meine Schuhe bis zu meiner Abreise getrocknet sind. Das Semester geht schon bald zu Ende. Nur noch ein paar Wochen. Ich bin mit den letzten wichtigen Sachen beschäftigt: endlich Souvenirs für die Familie kaufen, Fotos und Adressen austauschen und meine Reiseroute für nach der Uni planen. (Natürlich bin ich auch schwer am lernen um mich auf meine Klausuren vorzubereiten. Wir Ausländer sitzen den ganzen Tag gemeinsam in der Bibliothek. Was ganz praktisch ist, denn so habe ich mehrere lebende Wörterbücher neben mir.)

Bis auf den Besuch im Musical hat sich letzte Woche nicht so viel ereignet. Wie gesagt unter der Woche lerne ich und bin in der Uni. Das ist nicht so berichtenswert. Am Mittwochabend waren wir gemeinsam koreanisch essen und haben einen Geburtstag gefeiert. Wie waren beim Yakiniku grillen (Niku heißt Fleisch, ich habe keine Ahnung was Yaki bedeuten soll.) Das war ein Erlebnis. Man bekommt einen Tischgrill und kann dann sein Fleisch selber brutzeln. Der Grill ist ein Kohlebecken mit Gitter, dass mitten auf den Tische gestellt wird. Drüber ist ein Dunstabzug. Dann bestellt man ganz viel verschiedenes Fleisch und Meeresfrüchte. Ich habe mutig drauf losbestellt und bin nicht so sicher was ich alles gegessen habe. Ich konnte Schwein, Rind, Scampi, Muscheln und Leber identifizieren. Außerdem noch zwei oder drei geheimnisvolle Sachen. Dazu gab es dann Salat und kleine grüne Bohnen. Wir, der Mädchentisch, hat es geschafft eine Stichflamme auszulösen. Essengehen kann ein echtes Abenteuer sein.



Hier hab ich euch ein Foto von meinen Freunden aus der Oxford University hochgeladen. Wir waren zusammen im Kino (ja ich hab Terminator angeschaut, aber nur weil ich sieben zu zwei überstimmt wurde) da sind wir an den neuen Harry Potter Plakaten vorbeigekommen. Ich hab gesagt, sie sollen sich davor stellen und die Pose einnehmen, aber nur Miriam ist meinen Anweisungen nachgekommen. Ich bitte die Ähnlichkeit zwischen Alex als Harry, Katie als Hermine und Alex als Ron zu beachten. Miriam und Ellie sind die zwei anderen Mädels. Mit diesen fünf unternehme ich am meisten und ich hoffe sehr, dass sie mich zuhause besuchen kommen.




Sonntag, 28. Juni 2009
Bin grad aus Takarazuka zurückgekommen. Wir haben ein Musical angeschaut. Das Takarazuka Grand Theater ist in Japan total bekannt. Die Karten mussten wir schon vor Monaten reservieren. Das besondere ist, dass alle Rollen von Frauen gespielt und gesungen werden. Also alle Männer auf der Bühne sind Frauen. Sie sind sehr gut trainiert, die Stimmen klingen total männlich, die Kostüme passen und die Körpersprache stimmt auch. Ich war total beeindruckt. Finde ich eine grandiose Idee, es gibt so viele Kunstformen die nur von Männern ausgeübt werden dürfen, wie das japanische Kabuki Theater, da ist es nur gerecht wenn es mal anders rum ist.

Auf jeden Fall war es das musikalischte Musical, dass ich je gesehen habe. Das Bühnenbild war unglaublich. Alle drei, vier Minuten wechselt das komplette Set. Sie arbeiten mit Lichtsäulen, Vorhängen, normalen Scheinwerfern, Plattformen, Aufzügen, Versenkungen und einem drehbarem Mitteleteil. Wirklich beeindruckend. Und natürlich haben sie jede Menge normale Requisiten. Am besten haben mir die Lichteffekte gefallen. Ein Feuerwerk auf einer großen Leinwand. Oder ein Mädchen hab gezaubert und die ganze Bühne war von Flammen überzogen. Dann stand sie in einem Feuerkreis, der sich zu ihren Füßen ganz schnell gedreht hat. So cool.

Von der Geschichte habe ich leider nicht viel mitbekommen. Alles auf Japanisch und dann auch noch teilweise gesungen. Sie haben uns zwar eine englische Erklärung gegeben, aber die war sehr dürftig. Es handelt sich um ein koreanisches Drama. Es gibt eine Prophezeiung, irgendwas mit einem Kind und dass vier Gruppen um den Thron kämpfen. Dafür bräuchte ich aber keine Erklärung, dass kann man ja am Stück sehen. Außerdem habe ich ungefähr alle 15 Minuten ein Wort verstanden. Was sich dann ungefähr so anhört: König, Kind, Prost, Verstanden, Prinzessin, Ich. War aber nicht weiter schlimm, dass ich nichts verstanden hab. Das Bühnenbild war klasse und die Kostüme einzigartig. Alles tolle Brokatkleider mit riesigen, weiten Ärmeln. Die Krieger haben natürlich tolle Rüstungen und Mäntel getragen und die Frauen Kleider wie Blumen und Schmetterlinge. Es war das größte Ensemble das ich je gesehen hab.

Der Schluss war für uns Ausländer umso überraschender. Das Liebespaar kriegt sich am Ende natürlich ganz romantisch. Die beiden stehen auf einer Plattform und schweben über der Bühne. Die Plattform ist mir großen Schmetterlingsflügeln dekoriert. Total schnulzig. Dann musste ich allerdings lachen. Denn die Plattform wurde näher ans Publikum herangefahren und geschwenkt. Was super lustig war, sie war nämlich an einer Art Auto mit langer Stange befestigt. Das hat ausgesehen als hätte man vorne auf einen Panzer ein Pärchen in einem Korb geschnallt. Naja, es sollte noch krasser kommen. Also Schlussszene, Paar küsst sich, wir wollen schon aufstehen, da geht der Vorhang auf und eine Faschingsgarde tanzt zu fetziger Musik. Richtig mit Federpuschen und Hoch das Bein. Wir haben uns total ungläubig angestarrt und gefragt wie das jetzt zum mittelalterlichen Korea passt. Auf jeden Fall betritt dann ein Sänger im Glitzer-Elwis-Kostüm die Bühne und legt eine Tanzeinlage hin. Es hat eine weile gedauert bis wir verstanden haben, dass diese Moulin Rouge Einalge ihr Finale ist und sie das immer machen, unabhängig vom Stück. Total verrückt weil es so überhaupt nicht gepasst hat, aber warum nicht.

Seht selbst: http://www.youtube.com/watch?v=zbvsDJAoHgo&NR=1




Sonntag, 21. Juni 2009
Ein Wochenende Camping auf unser eigenen kleinen Insel. Mit Strand, herrlichem Ausblick, Waschbär Attacke und Regen zum Abschluss.

Freitag: Anreise nach Sensuijima

Freitagmorgen ging es früh los, oder das was 19jährige Jungs als früh bezeichnen. Wir haben uns nämlich um 9 getroffen. Nach drei langen Zugfahrten, unterbrochen von einer Irrfahrt, einer Busfahrt und einer kurzen Überfahrt mit einem Boot, waren wir endlich am Ziel. Sensuijima ist eine kleine nette Insel, die vor einem noch kleineren verschlafenen Fischerdorf liegt. Die ganze Insel ist sehr hügelig und mit grünen Büschen überzogen, nur zum Strand hin wird es flacher, da steht dann auch das Hotel. Die gemieteten Zelte waren am Hang aufgestellt. Ganz nett, mit fließend Wasser und Schlafsack inklusive. Das Beste waren die Freikarten für das hoteleigene Onsen. Es tut so gut nach einem schwitzigen Tag im heißen Wasser zu entspannen. Diesmal konnte ich auch wirklich ins Wasser, die hatten nämlich auch Becken mit vernünftigen Temperaturen. Das Highlight war das Außenbecken, da sitzt man fast im Freien.

Freitag sind wir relativ spät angekommen, haben auf dem Festland Essen eingekauft, haben unser Zelt in Besitz genommen und sind Schwimmen gegangen. Das Wasser war sehr angenehm, sehr sauber, nicht zu kühl. Der Strand war perfekt, ganz weicher heller Sand. Vor dem Abendessen gab es einen kleinen Zwischenfall. Ich bin zurück ins Zelt und da saß diese riesige Katze und hat mich angestarrt. Nach der ersten Schrecksekunde habe ich gemerkt dass es ein Waschbär ist der gerade meine Chips gefressen hat. Die Waschbären dort sind leider gar nicht knuddelig wie der Freund von Pocahontas. Sie sehen eher aus wie kleine, hässliche Hyänen. Den Rest des Urlaubs waren wir also Beschäftig das Essen zu verstecken und unser Zelt gegen die Waschbären zu verteidigen. Das meiste ist von unseren Vorräten Gott Sei Dank übrig geblieben. Das Picknick haben wir abends im Schein unserer Taschenlampen verzehrt. Kaum zu glauben wie dunkel es auf so einer Insel sein kann. Abends haben wir uns mit unserem Bier an den Strand gesetzt. Der perfekte Ausklang für den Tag.

Samstag: Besichtigungsrundgang und Wandern

Samstag waren wir früh auf den Beinen. Um 8 Uhr gewaschen und angezogen. Was daran lag, das der Bretterboden des Zeltes unbequem war und wir uns alle aufs aufstehen gefreut haben. Den Tag haben wir gleich wieder mit Strand eröffnet. Gegenüber unserer Insel lag ein anderes, sehr kleines Inselchen. Da sind wir rüber geschwommen. Die ganze Umgebung war unglaublich malerisch. Alles bergige, kleine Inseln und Inselketten, umspült vom Wasser. Auf ein paar Inseln konnte man kleine Tempel und Schreine ausmachen. Dann ein Hafen und dieses nette Dörfchen. Zur Mittagszeit haben wir wieder aufs Festland übergesetzt und im Supermarkt gegessen. Danach ein Spaziergang durchs Dorf mit Besichtigung zweier Schreine und eines Tempels. Der Tempel lag direkt am Hang über dem Wasser. Die Fenster gingen aufs Wasser hinaus und man hatte eine Unglaubliche Sicht. Zurück auf unserer Insel haben wir eine kleine Wanderung gemacht und den Hausberg erklommen.

Sonntag: Onsen und Starbucks

Sonntag hat es leider geregnet. Da hatte ich dann sogar Mitleid mit dem tropfnassen Waschbär. (Der versucht hat sich anzuschleichen um ins Zelt zu kommen.) Wir haben gemeinsam im Zelt gefrühstückt und sind dann ins Hotel ins Onsen. Das Wetter hat der Regenzeit alle Ehre gemacht. Sehr schwül-warm, feucht, und gleichzeitig Nieselregen. Die ganze Küste war in Dunst gehüllt. So was hab ich noch nie zuvor gesehen. Überall weißer Dampf, der Dunst hängt wir Wolken über den Bergen und versperrt die Sicht. Eine einzige dicke Decke. Fast wie Rauch. Auf dem Heimweg haben wir eine lange Mittagspause gemacht. Zuerst was gegessen und dann ausruhen bei Starbucks. Inzwischen kenne ich so ziemlich jeden Starbucks in Japan. Oder wir tun zumindest unser Bestes jeden zu beehren. Zurück zu Hause haben zusammen Abend gegessen und ein Bier getrunken. Jetzt freue ich mich unglaublich auf mein weiches Bett.




Donnerstag, 18. Juni 2009
Inzwischen hatte ich auch die Möglichkeit das japanische Gesundheitssystem von innen kennen zu lernen. Dienstagmorgen war noch alles Bestens, Dienstagmittag hatte ich Bindehautentzündung. So richtig schön mit knallroten Triefaugen. Nach ein paar Verflucht-ich-bin-in-Japan-und-muss-zum-Arzt Mails an meine Schwester, bin ich dann ins Ausländerbüro der Uni. Glück im Unglück, dienstags hat ein Augenarzt Visite und der Betreuer hat sich angeboten mit mir hinzugehen und zu übersetzten. Gesagt getan, ich hab Tropfen bekommen und dafür Bargeld auf den Tisch gelegt.

Zuhause hab ich die Tropfen genommen und mich hingelegt. Was dann genau passiert ist weiß ich nicht, aber als ich wieder aufgewacht bin konnte ich meine Augen nicht mehr auf machen. Sie waren von den Augenbrauen bis unter die Wangen zu geschwollen. Nach einer kleinen Schrecksekunde bin ich im Schlafanzug runter in die Küche gedappelt und hab zu meiner Gastmutter gesagt „Entschuldigung bitte, ich glaube ich brauche einen Arzt.“ Ja, auch in Notsituationen bin ich immer schön höflich. Mein Anblick hat bei meiner Gastmutter eine kleine Panikattacke gefolgt von hektischer Betriebsamkeit ausgelöst. Ich muss wohl furchtbar ausgesehen haben, was ich aber schlecht beurteilen kann, da ich ja nichts sehen konnte. Auf jeden Fall sind wir in größter Eile, soweit das fast blind und halb im Schlafanzug geht, zum Arzt gefahren. Nochmals Tropfen bekommen, nochmals Geld gezahlt. Diesmal hatten der Arzt und die Augentropfen mehr Erfolg, die Schwellung ist sehr schnell abgeklungen. Inzwischen haben meine Augen wieder die normale Größe und Farbe und ich bin bereit für meinen Campingausflug übers Wochenende.




Sonntag, 14. Juni 2009
Heute mal anders rum: zuerst die Bilder, dann der Text.