Inzwischen hatte ich auch die Möglichkeit das japanische Gesundheitssystem von innen kennen zu lernen. Dienstagmorgen war noch alles Bestens, Dienstagmittag hatte ich Bindehautentzündung. So richtig schön mit knallroten Triefaugen. Nach ein paar Verflucht-ich-bin-in-Japan-und-muss-zum-Arzt Mails an meine Schwester, bin ich dann ins Ausländerbüro der Uni. Glück im Unglück, dienstags hat ein Augenarzt Visite und der Betreuer hat sich angeboten mit mir hinzugehen und zu übersetzten. Gesagt getan, ich hab Tropfen bekommen und dafür Bargeld auf den Tisch gelegt.

Zuhause hab ich die Tropfen genommen und mich hingelegt. Was dann genau passiert ist weiß ich nicht, aber als ich wieder aufgewacht bin konnte ich meine Augen nicht mehr auf machen. Sie waren von den Augenbrauen bis unter die Wangen zu geschwollen. Nach einer kleinen Schrecksekunde bin ich im Schlafanzug runter in die Küche gedappelt und hab zu meiner Gastmutter gesagt „Entschuldigung bitte, ich glaube ich brauche einen Arzt.“ Ja, auch in Notsituationen bin ich immer schön höflich. Mein Anblick hat bei meiner Gastmutter eine kleine Panikattacke gefolgt von hektischer Betriebsamkeit ausgelöst. Ich muss wohl furchtbar ausgesehen haben, was ich aber schlecht beurteilen kann, da ich ja nichts sehen konnte. Auf jeden Fall sind wir in größter Eile, soweit das fast blind und halb im Schlafanzug geht, zum Arzt gefahren. Nochmals Tropfen bekommen, nochmals Geld gezahlt. Diesmal hatten der Arzt und die Augentropfen mehr Erfolg, die Schwellung ist sehr schnell abgeklungen. Inzwischen haben meine Augen wieder die normale Größe und Farbe und ich bin bereit für meinen Campingausflug übers Wochenende.