Sonntag, 31. Mai 2009
Sonntag, Kyoto Tag. Die Stadt ist so endlos, wir waren schon wieder dort. Gott sei Dank habe ich meine persönlichen englischen Reiseführer. Ohne sie wäre ich a) viel fauler und b) würde ich die meisten Orte gar nicht finden. Auf jeden Fall waren wir heute etwas außerhalb von Kyoto und haben den Fuminari Schrein angeschaut. Er zieht sich über einen ganzen Hügel. Das besondere sind die vielen roten Tore. Sie stehen dicht bei dicht hintereinander und bilden einen Weg. Man geht also gemütlich zwischen den Toren hindurch den Berg hinauf. Zwischendurch kommen immer mal wieder Aussichtsplattformen, Teehäuser und kleinere Schreine. Das ganze liegt im Wald und ist umgeben von vielen Bäumen.

Das Grün des Waldes, die roten Tore, Licht und Schatten bilden einen netten Kontrast. Eine Familie hat ihren Kinderwagen den ganzen Weg bergauf geschleppt. Es gibt dort nämlich sehr viele Treffen, Treppchen und Stufen. Wir sind den großen Rundweg gegangen und haben unterwegs Brotzeit gemacht und Katzen gefüttert. Auf dem Heimweg haben wir an einem Fluss mitten in Kyoto halt gemacht. Wir haben Kaffee gekauft und uns einfach ans Flussufer gesetzt. Super Wetter heute, sonnig und warm. Es waren viele Japaner und Pärchen unterwegs.











Mittwoch, 20. Mai 2009
Nachträglich ein paar Eindrücke und Bilder aus Kyoto.

Das blaue Fest













Am Wasser Tempel











Montag, 18. Mai 2009
Freitag und Samstag standen Kyoto auf dem Programm. Am 15. Mai findet eines der drei großen Festival statt, das Aoi Matsuri, was soviel wie blaues Fest heißt. Die Japaner nehmen es mit den Farben allerdings nicht so genau. Die Feier ist nach den grünen Blättern und Zweigen benannt, die die Teilnehmer tragen.

Matsuri

Freitag hieß es schon früh aufstehen und mit allen Pendlern und Festivalteilnehmern nach Kyoto fahren. Die Züge waren brechend voll. Die Japaner stellen sich an den Türmarkierungen ganz brav in Reihe auf. Wir drei Mädels haben uns frühzeitig angestellt, weil wir die Hoffnung auf einen Sitzplatz hatten. Der Zug kommt, hält, und die Türen sind natürlich ganz wo anders. Wir mussten also zum Ende der anderen Reihe dackeln, dumme Ausländer. Ansonsten hat alles prima geklappt, meine persönlichen Fremdenführer haben mich gut zum Fest gebracht. Der Umzug beginnt am Kyoto Imperial Palace, dem ehemaligen Kaiserpalast. Wir waren früh genug da und hatten einen Platz in der dritten Reihe. Zu unserem Glück sind die ersten beiden Reihen auf dem Boden sitzen geblieben. Ich war also hautnah dran und hatte beste Sicht. Das Festival habe ich mir allerdings ganz anders vorgestellt, viel lauter und bunter. Es war eher eine feierliche Prozession.

Alle Teilnehmer waren nach Endo Zeit gekleidet, also Japanisches Mittelalter. Die hohen Beamten der damaligen Zeit sind in prächtige Kimonos gekleidet und reiten zu Pferd. Die Pferde sind mit Sätteln und Bändern geschmückt. Die Kimonos sehen aus wie Wickelkleider aus Seide. Es werden mehrere Lagen übereinander getragen. Außerdem hatten alle hohen Herren ein Schwert dabei. Auf dem Kopf sitzt eine Art kleiner Hut mit gerollter Feder. Die Schuhe sind aus Bast geflochtene Sandalen. Neben Mönchen und Edlen gab es auch jede Menge Wasserträger, Schirmträger und Einer war mit Schaufel und Eimer unterwegs und hat sich um die Hinterlassenschaft der Pferde gekümmert. Um genau zu sein habe ich Freitag 511 Personen, 36 Pferde, 4 Kühe und zwei Wagen gesehen. (Was uns der Flyer auf englisch mitgeteilt hat)

Am Besten haben mir die Frauen gefallen. Jede hatte Ihren eigenen Schirmträger. Sie waren weiß geschminkt mit rot umrandeten Augen. Es waren auch sehr junge Mädchen und Kinder dabei. Die Kinder sind in ihren Kimonos unglaublich niedlich. Sie laufen genauso ernst und feierlich wie die Erwachsenen. Die ganze Prozession ist sehr still. Auch die Massen an Zuschauer haben sich äußerst ruhig verhalten. Das Fest hat mir sehr gut gefallen, auch wenn der Mann neben mir fünf Fotos von mir gemacht hat. Zuerst hab ich mich gewundert, was er den fotografiert, denn in dieser Richtung war echt nix besonderes. Weit gefehlt, ich bin ja im Bild gestanden. Aus Rache habe ich dann japanische Frauen mit 7 oder 8 Mini-Hunden fotografiert. Nein im Ernst, es hat mich nicht sonderlich gestört, ich fand es nur sehr seltsam.

Kiyomizu Temple

Nach dem Mittagessen, bei Moosburger jeder einen Hamburger, sind wir zum Kiyomizu Tempel (Wassertempel) gefahren. Er liegt wunderschön am Rand vom Kyoto am Hang. Außen herum ist alles lindgrün. Wir haben verschiedene Schreine und eine Pagode besichtigt. Dann waren wir neugierig und sind für 1 Euro in den Schrein hinab gestiegen. Das war sehr gruselig. Das innere des Tempels war stockfinster, total schwarze Nacht, man konnte rein gar nichts sehen. Um vorwärts zu kommen musste man sich am Geländer festhalten und ganz langsam vorantasten. Nach ein paar raffinierten Kurven findet man einen großen, runden Stein. Er ist geschliffen und auf der Oberfläche ist ein Kanji abgebildet. Erhellt wird er durch einen einzelnen Lichtstrahl. An sich nichts so besonders, aber durch die große Dunkelheit vorher kommt es einem wunderschön und phantastisch vor.

Im oberen teil des Tempels haben meine englischen Freundinnen dann die wahre Leibe gefunden. Es ist ein ganzer Liebersbezirk mit mehreren Schreinen. Auf jeden Fall stehen aus dem Boden zwei mittelgroße Hinkelsteine hervor. Man muss mit geschlossenen Augen vom einen zum Anderen laufen, dann findet man die wahre Liebe. Außerdem ist es gut, wenn man Freunde dabei hat, gleich hinter dem Stein ist nämlich eine Treppe. Der ganze Tag war wunderschön sonnig und wir sind durch 1001 Souvenirshops wieder zurückgelaufen. Am Abend haben wir uns mit den Jungs zum Essen getroffen. Jetzt war ich endlich in einer Life-Cooking Bar. Die Theke ist lang und geschwunden und eine einzige Herdplatte. Man nimmt wie an einer Bar davor Platz. Ich hab Nudeln mit Schweinfleisch bestellt. Die Dame bereitet es direkt vor deiner Nase zu. Wenn es fertig ist bleibt es am Rand der Platte und man nimmt sich immer eine heiße Portion herunter. War ausgesprochen lecker und nicht teuer. Danach waren wir in einer 380 Yen Bar. Dort kostet alles, Sake, Bier, Fleischspieße, ein bisschen über drei Euro. Abends hatte jeder von uns ein eher kurzes Bett in der Jugendherberge.

Kenninji

Samstag wurde erst einmal ausgeschlafen und dann bei Starbucks gefrühstückt. Die Engländer lieben Starbucks, wir investieren ein Vermögen in Kaffe und Zimtrollen. Der Ausländeranteil dort liegt übrigens bei geschätzten 80 Prozent. Anscheinend trifft sich die ganze (nicht-japanische) Welt in diesem Laden. Mittags gabs dann ganz japanisch Running-Suhi. Diesmal alles 105 Yen, ich habe neun Platten gegessen, jede a zwei Sushi, also 18 Stück. Dann haben wir einen anderen Oxfordstudenten getroffen, der in Kyoto lebt. Nach einer weiteren Runde Starbucks, diesmal habe ich meinen persönlichen Fremdenführer auf einen Kaffee eingeladen, ging es zum Kenninji Tempel. In der Tampelanlage stehen viele einzelne Gebäude, jedes Gebäude umspannt eine überdachte Veranda. Das war sehr praktisch, da es die ganze Zeit genieselt hat.

Im Tempel gab es eine wunderschöne Gartenanlage. Sie war mit Steinen, Moosen, Bäumen, Sträuchern und Kieseln gestaltet. Außerdem haben wir die Zwillings-Drachen besichtigt. Im Haupthaus mit der Buddhastatue ist die gesamte Decke bemalt. Zwei große schwarz-weiße Drachen schlängeln sich über einen wolkigen Himmel. Alles ist dunkel und hell gehalten. Die Drachen haben große Mäuler und Augen, Krallen und geschuppte Leiber. Eben richtige Drachen. Den Japanern viel dazu natürlich wieder kawaiii ein, was nieeedlich heißt. Hier ist ziemlich viel kawai. Kleine Hunde und Katzen natürlich, Kuscheltiere, Miss Kitty und die Drachen. Das Essen ist übrigens alles oishi, lecker. Im Tempel gab es außerdem noch ein Gemälde mit zwei Teufeln, die waren nun doch nicht niedlich, aber sehr beeindruckend auf eine goldene Tafel gemalt. Ich hätte noch ewig auf der Terrasse sitzen können und den Garten bestaunen, aber leider hat der Tempel um fünf Uhr geschlossen.




Samstag, 11. April 2009
An meinem freien Donnerstag bin ich nach Kyoto gefahren. Ich wollte einige Tempel besichtigen und die Kirschblüten genießen.

Ginkakuji

Mein erster Halt war der Ginkauji, der Silber Tempel. Leider wurde das Tempelgebäude gerade renoviert, aber die Gartenanlage war sehr schön. Die Anlage liegt am Fuß der Hügel und der Weg führt ein Stück aufwärts in die Berge. Auf der rechten Seite ist der Tempel, vor ihm liegt ein kleiner See. Links stehen mehrere Teehäuser und andere Gebäude. Das Gelände dazwischen ist von kleinen Bächen und Brücken durchzogen. Überall gibt es verschiedene Pflanzen und es wird mit der Zen-Kunst gearbeitet. Feiner, weißer Sand ist kunstvoll modelliert. Hinter dem Einganstor steht ein großer, perfekt geformter Kegel aus Sand. Daneben ist eine erhöhte Ebene geformt, auf der entstandenen Fläche sind Muster eingearbeitet. Ein Teil der Sandes ist glatt, der andere ist aufgeworfen, so entsteht ein hell, dunkel Effekt.

Durch ein kleines Wäldchen geht es ziemlich steil Bergauf. Auch hier sind natürlich Kirschbäume zu finden. Der Wind weht die Blütenblätter in kleinen Schauern umher. Sie rieseln, schweben oder tanzen zu Boden. Wie kleine weiche Schneeflocken. Am höchsten Punkt des Weges hatte ich eine gute Übersicht über den Tempel unter mir. Ich hab ein japanisches Pärchen fotografiert, dafür haben sie mich fotografiert. Die Frau trug unglaublich hohe Absätze und das bei den Stufen. Japanische Mädchen tragen überhaupt gern hohe Schuhe. Ich weiß nicht, wie sie das aushalten.



Philosophisch unterwegs

Nach dem Tempelbesuch bin ich den Weg der Philosophie entlang gegangen. Diese Straße ist in der Sakura Zeit besonders schön. Ein kleiner Kanal ist rechts und links von Kirschbäumen gesäumt. Der Weg führt am Fluss entlang, unter den Bäumen hindurch. Überall sind weiße und rose Blüten in allen Formen. Manche sind leicht rosa, manche strahlend weiß, andere wiederum sind fast pink. Die Baumkronen haben sich schön gegen die dunklen Stämme ab. Über den Fluss spannen sich kleine Brücken. Im Wasser schwimmen tausende Blütenblätter flussabwärts. Ich bin den ganzen Weg bis zum nächsten Tempel gegangen. Gut, dass ich einen soliden Wanderrucksack dabei hatte. Ich hab nämlich eine ganz schöne Strecke zurückgelegt. Auf dem Heimweh musste ich dann mit vielen Pendlern im Zug stehen. Meine Füße tun heute noch weh. Das war es aber wert.





Nanzenji und Heian Schrein

Am Ende der philosophischen Straße liegt der Nanzenji Tempel. Er sieht aus wie ein sehr großes Holztor mit drei bogenförmigen Durchgängen. Ich bin vorsichtshalber mal durchgestiegen, das bringt sicher Glück. In Japan bringen viele Sachen Glück. Dann hab ich mich auf die Stufen vom Tempel gesetzt. Es gibt eindeutig zu wenige Parkbänke in Japan. Sie haben wunderschöne Parks, aber fast keine Bänke. Dann musste ich unbedingt was essen. Vor lauter Kirschblüten bin ich erst um halb vier zum Mittagessen gekommen.



Nach einer kurzen Pause bin ich zum Heian Schrein gegangen. Auch dieser Weg ist traumhaft. Der Kanal ist diesmal größer, fast ein kleiner Fluss. Rechts und Links beugen sich die Bäume über den Fluss. Eigentlich wollte ich eine kleine Bootstour machen, aber die sind nur einmal hoch und zurückgefahren und es standen viele Leute an. Da bin ich lieber spazieren gegangen. (Zu dem Zeitpunkt waren meine Füße noch munter.) Nach einer kurzen Zeit kommt rechts ein riesiges, rotes Tor. Es markiert den Eingang zum Heian Schrein. Den Schrein hab ich mir nur von außen angesehen. Es war schon spät und ich wollte lieber heim.





Donnerstag, 9. April 2009
Ich war den ganzen Tag in Kyoto! Es war wunderbar. Und das Beste: ich hab ganz allein hin und zurück gefunden. Na gut, meine Gastmutter hat mit mir am Abend zuvor den Weg besprochen und mir die richtigen Haltestellen aufgeschrieben. In Kanji und in richtigen Buchstaben. Bin fast reibungslos hin und hergekommen. War von halb neun morgens bis abends um acht unterwegs. Es dauert doch seine Zeit, mit dem ganzen umsteigen. Aber Kyoto ist es wert. Morgen lad ich Bilder hoch, heute geh ich lieber ins Bett. Bin K.O., aber um zwei Dinge weiser: 1. japanische Zugtüren haben keine Lichtschranke. 2. Wenn der Fuß feststeckt, hilft nur fest ziehen.

Meine Reisepläne für die „Golden Week“ werden übrigens konkreter. Das habe ich sehr geschickt angestellt. Ich wollte nach Fukuoka und hab rumgefragt, wer alles mitkommen möchte. Im Endeffekt, hat es jetzt der Alex organisiert, aber das ist mir mehr als recht. Ich hab nur ausgebuchte oder teure Sachen gefunden. Ich hoffe, wir machen die Route morgen fest.